STEPHANIE GUSE

Diese Serie wurde durch den Plattenladen "POP, Berlin" inspiriert, der für sein exquisites Angebot an Vinyl-Schallplatten bekannt ist. Der Laden veranstaltet ein Kulturprogramm und hat 2018 meine Fotografien ausgestellt.

Die Fotoarbeiten haben genau die gleiche Größe wie früher die Langspielplatten (LP). Sie modellieren goldene Schallplatten-Trophäen durch aufwendige Collagen aus gefundenem Material von Konsumgütern wie Schokoladenschachtel-Inlays, üppigen Einkaufstüten oder glamourösen Verpackungen.

Jedes Artwork bezieht sich auf ein spezielles Album wie BOB DYLAN: Nashville Skyline, DAVID BOWIE: Changes, DER PLAN: Es Ist Eine Fremde Und Seltsame Welt, EURYTHMICS: Savage, FELA: Fela & Africa 70, LCD: lcd soundsytem, MADONNA: Like a Virgin, NEIL YOUNG: Zuma, PATTI SMITH: Horses und QUEEN: Live Killers.


KATI VON SCHWERIN

ARTISTSTATEMENT_2017

Kati von Schwerins künstlerische Arbeit charakterisiert sich vor allem dadurch, dass sie

zwischen den klaren Strukturen der Popart und einer intellektuell aufgeladenen Inhaltsebene

hin- und hergerissen zu sein scheint, und sich grundsätzlich für nichts entscheiden kann und

will. Sie ist verkopft und ein bisschen schizophren, da sie eine bloße Ästhetik nicht zulässt,

und dennoch einen hohen technischen Anspruch erhebt. Und auch der Malgrund wird derart

behandelt bzw. ausgewählt: der feine Porträtstoff, penibelst auf Holzleisten aufgezogen, steht

allzu oft im kontroversen Dialog mit bemalbaren Oberflächen jeglicher Art.

Die ewig nagende Frage nach der Legitimation des Künstlers innerhalb unserer Gesellschaft,

seiner Funktion als Sprachrohr, und der daraus resultierenden Hass-Liebe zur Kunst sind die

immer wiederkehrenden Themen, die in der akribischen Untersuchung des künstlerischen

Tuns, und schließlich in zynischer Ironie ihre Manifestation erleben.

Selbstporträts sind im Zuge dessen ein fester Bestandteil des Oeuvres geworden, um sich

einerseits selbst in der Künstlerrolle zu beobachten, und um andererseits den Betrachter in die

Rolle des zu Betrachtenden zu verweisen. Der Betrachter als Wesen, welches man braucht

und will, und auf der anderen Seite irgendwie verabscheut, weil es die Kunst leerzugucken

scheint, auf Vernissagehäppchen schielt, und rezipierende Anstrengung irgendwie zu

vermeiden versucht.

Der Betrachter soll (heraus)gefordert und zum Mitdenken bewogen werden. Das bloße

Schauen, und sich von Formen und Farben anregen zu lassen, ist schnöde Lethargie und

nichts als Bequemlichkeit.

Bequemlichkeit und Kunst ist ein ungleiches Paar, sagt Kati von Schwerin, weshalb sie stets

vermeidet, an einer bestimmten Bildsprache bzw. an bestimmten Darstellungen zu lange

festzuhalten. Das Risiko einer uninspirierten Langeweile, Sattheit oder Trägheit ist einfach zu

hoch. Kati von Schwerin möchte sich stets neu erfinden können, keine Schublade bewohnen

oder einen roten Faden spinnen müssen.

„Künstler, die sich einfach der Malerei und dem Gestus hingeben, klecksen, wischen, drei

Striche sprühen und dann befriedigt ins Bett gehen, sind sehr zu beneiden. Doch was ist der

Nährwert? Wo ist der intellektuelle Reiz, der etwas auslösen kann in einem Selbst? Wie soll

man wachsen, und vorankommen? Und wie kann man sich Künstler nennen, wenn die einzige

Aussage „Ohne Titel“ ist?“


LEAH RUDOLPH

Meine erste Beziehung war mit einem Musiker. Er spielte Gitarre, spielt immer noch professionell Gitarre; von ihm hörte ich zum ersten Mal den Namen Pat Metheny.

Heute sind wir getrennt, aber immer noch gut befreundet. Und als ich mir vor zehn oder fünfzehn Jahren einen iPod kaufte, schickte er mir "Goin' Ahead". Sobald ich dieses Stück hörte, musste ich es wieder spielen und kaufte mir sofort das Album. Tagelang hörte ich nur "80/81". Später entdeckte ich andere Alben, andere Interpreten. Jazz wurde für mich immer wichtiger. Heute gehört er zu meinem täglichen Leben. Vor zwei Jahren besuchte ich ein Konzert des amerikanischen Jazzpianisten Brad Mehldau, das mich dazu inspirierte, seine Musik in Bilder umzusetzen. Doch schon zu Beginn dieses Projekts verfolgte mich der Gedanke, die Musik und den Stil anderer Interpreten visuell nachzubilden.