CHRISTOPH BARTOLMÄS & AXEL BUNT

06.09. - 04.10.2025  VERNISSAGE: SAMSTAG 06. SEPTEMBER 19:00



Die deutsche Sicht auf das Leben wird häufig durch die Trennung von Ernst und Spaß geprägt, was durch die Redewendung „Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps“ ausgedrückt wird. Hierbei kommen viele Begriffe ins Spiel, die unsere Kultur und unsere Arbeitsauffassung reflektieren. Phänomene wie Pflichterfüllung, Beamtenrecht und Dienstplan sind nicht nur bürokratische Begleiterscheinungen, sondern auch Ausdruck einer tief verwurzelten Arbeitsmoral und Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber.

Auf der Betriebsfeier steht der informelle Austausch im Vordergrund, man möchte sich auch privat ein wenig näher kommen. Doch wer hier zu stark über die Strenge schlägt (zu tief ins Glas schaut), kann der eigenen Karriere schaden.
In dem Gemälde „oder flirten auf der Betriebsfeier“ von Christoph Bartolmäs wird das angedeutet. Man trinkt und ist im Zwiegespräch vertieft, ein Mann scheint ein wenig unentschlossen zu sinnieren. Der Titel deutet die Art seiner Gedanken an, vielleicht könnte er es dem Kollegen links von ihm gleichtun und eine Kollegin bei einem intimen Gespräch näher kennenlernen.
In Deutschland gilt es, eine gewisse Macht auszuüben, ohne dass man dabei die Grenzen des Erlaubten überschreitet. Die Strukturen sind klar definiert: Der Bürger hat sich an Regeln zu halten, während die Institutionen darauf bedacht sind, diese Regeln aufrechtzuerhalten. Das führt oft zu einer unverrückbaren Trennung zwischen Freizeit und Arbeitszeit, als ob das eine die Freiheit und das andere die Verpflichtung repräsentiert.
Diese Betrachtungsweise mag zwar fundamentale Werte wie Disziplin und Durchhaltevermögen widerspiegeln, lässt aber wenig Raum für die menschliche Komplexität und die Freude am Leben.
Die Pflichterfüllung wird auf ironische Weise in dem Bild „Kartentrio im Dezernat Diebstahl und Einbruch“ von Bartolmäs gezeigt. Die netten Kollegen sind ins Kartenspiel vertieft. Eine Mitarbeiterin schaut angeregt dabei zu und hat schon die Hände auf ihren Favoriten gelegt. Der Bürger kann sich selbst um den Schutz seines Eigentums kümmern. Das Plakat an der Wand erinnert ihn daran.
In Axel Bunt's Werk „Versuchung“ wird die Dynamik zwischen den Geschlechtern und den sozialen Rollen auf subtile, gleichzeitig spielerisch ironische Weise thematisiert. Die Darstellung der Frau, die überrascht wirkt, lässt Raum für Interpretationen über ihre Position innerhalb der Gesellschaft und die Erwartungen, die an sie gestellt werden. Die Männer, als Bauarbeiter und Polizist identifizierbar, stehen im Kontrast zu ihrer Rolle und scheinen eher passive Begleiter in dieser Szene zu sein. Die Frage, wer hier in Versuchung geführt wird und wo der Dienst endet und der Schnaps beginnt, bleibt offen. 
Ganz anders stellt sich die Situation in Bunt's Arbeit „Ich hab Polizei“ dar: Die Polizei als staatliche Machtinstitution in einem bürgerkriegsähnlichem Setting. Der Beamte im Vordergrund erscheint bedrohlich, die Waffe einsatzbereit, im Hintergrund ein Hubschrauber kreisend, alles vor einem dystopischem Hintergrund. Die reduzierte Farbpalette unterstreicht die gespenstische Athmosphäre.