MARYAM MOTALLEBZADEH

 

 Maryam Motallebzadeh stammt aus dem Iran, wo sie schon mit 13 Jahren einen Kunstpreis gewann. Sie studierte, ging mit einem Reisestipendium nach Ramsar und leitete etwa 20 Jahre lang eine eigene Galerie in Teheran, wo sie 1995 und 1997 an der Biennale für Malerei des Museums für zeitgenössische Kunst und seitdem an Ausstellungen in verschiedenen europäischen Ländern teilnahm, bevor sie 1999 nach Deutschland ging. Hier studierte sie noch einmal, an der Hochschule für Künste in Bremen, und schloss mit dem Diplom ab.

Ob Malerei, Tuschezeichnung auf Papier, Installation oder Film – Maryam Motallebzadehs Kunstwerke lassen sich als eine Art Zeitzeugen verstehen – geschaffen im Bewusstsein, um bestimmte Lebenszeiten und den Einfluss bestimmter gesellschaftlicher und politischer Umstände, die das Erleben und Denken der Künstlerin beeinflussen. Auch deshalb waren Reisen und Begegnungen mit anderen Kulturen stets eine wichtige Inspirationsquelle für ihre künstlerische Themenfindung.
Ausstellungen der gebürtigen Iranerin haben oft den Charakter von Räumen, die wie Tagebücher angefüllt sind mit Notizen und mit Spuren von Gedanken, Gefühlen und Erlebnissen aus einem bewegten Leben. Die Künstlerin hat sich, zwischen Orient und Okzident wandelnd, intensiv mit Themen wie Heimat, Identität, Sprache und dem Verhältnis von Ich und Natur beschäftigt.
Die Ausstellung „Vom Wind getragen“ steht im Zeichen des Themas Schicksal und versammelt Werke, die formal durch eine besondere Leichtigkeit und Dynamik gekennzeichnet sind. Schnell stößt man jedoch auch hier auf spannungsvolle Stellen, sei es, wo leidenschaftlich zerstäubendes Rot sanfte weiße Flächen angreift, sei es, wo das Motiv des Schleiers ein komplexes Bedeutungsfeld aus Verbergen und Aufdecken, Fremdheit und Intimität, Abweisung und Verführung eröffnet. In der Installation „Hinter dem Schleier“ arbeitet Maryam Motallebzadeh zum Beispiel mit der Symbolik, die dieses Motivs im alten Ägypten und im antiken Griechenland besaß. Dort stand der Schleier für die Scheide zwischen Leben und Tod, zwischen Täuschung und Erkenntnis, Tod und Wiedergeburt.
Einige der in der Ausstellung gezeigten Arbeiten sind während der Corona-Pandemie entstanden und betonen die aktuelle Brisanz von Fragen nach Vergänglichkeit, Ungewissheit und, nicht zuletzt: der Liebe.

 

MARIA WIRTH